Vögel

Bekannt ist die Flusslandschaft besonders für ihre artenreiche Vogelwelt. In Westdeutschland ist es das bedeutendste Brutgebiet des Weißstorches, mit fast 60 Brutpaaren. Für brütende und rastende Wiesen- und Watvögel, wie Uferschnepfe, Kiebitz, Rotschenkel, Großer Brachvogel und Bekassine ist es von herausragender Bedeutung und für die hier rastenden sibirischen Zwergschwäne das bedeutendste Rastgebiet Deutschlands. zwischen 3000 und 4000 Individuen (bis zu 20 % des Weltbestandes) halten sich hier im Februar/März auf, um auf den Grünlandflächen energiereiches Gras für ihren Weiterflug in die sibirischen Brutgebiete aufzunehmen. Die Brutbestände von röhrichtbewohnenden Vogelarten, wie dem Blaukehlchen, Schilfrohrsänger und Rohrweihe nehmen wieder zu. Seit einigen Jahren besiedelt der zur Brutzeit sehr heimliche Kranich die vernässten Moore in der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge.

Bekassine

Gallinago gallinago

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Verbreitungsschwerpunkte der Bekassine liegen im Westküstenbereich und in der Eider-Treene-Sorge-Niederung. Die Bekassine gilt als „Wiesenvogel“ und war früher häufiger Brutvogel auf feuchten Wiesen und Mooren. Mittlerweile wird das Grünland durch die heutige intensive Nutzung praktisch nicht mehr besiedelt. Die wichtigsten Brutgebiete der Bekassine sind jetzt Naturschutzflächen, wie vernässte Moore, feuchte Brachflächen, extensiv genutztes Feuchtgrünland und Randbereiche von Gewässern.

Bestand und Bestandsentwicklung
Durch die Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung und die Entwässerung der Feuchtgrünländereien sind die Bestände innerhalb der letzten drei Jahrzehnte landesweit um 90% von 10.000-15.000 Paaren auf ca. 200-250 Brutpaare zurückgegangen. Durchgeführte Vernässungs- und Extensivierungsmaßnahmen in der Eider-Treene-Sorge-Niederung haben dazu geführt, dass die Bestände der Bekassine auf niedrigem Niveau stagnieren bzw. in einigen Schutzgebieten wieder ansteigen. Der Bestand wird hier auf ca. 150 Brutpaare geschätzt.

Gefährdung und Schutz
Entwässerung und Nutzungsintensivierung haben das Grünland als Lebensraum für die Bekassine weit gehend entwertet. Schutzmaßnahmen im Grünland haben dort Erfolge gebracht, wo die Flächen für Naturschutzzwecke erworben und die Wasserstände angehoben werden konnten. Die Bekassine wird aktuell auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins als stark gefährdet (Rote Liste 2) geführt.

Großer Brachvogel

Numenius arquata

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Das Vorkommen des Großen Brachvogels konzentriert sich auf der Geest. Er ist ein typischer Brutvogel der Hochmoore. Sein Nest legt er im ungenutzten Hochmoorbereich an. Nahrungssuche und Jungenaufzucht erfolgen dagegen überwiegend auf angrenzenden Wiesen und Weiden. Mittlerweile  brütet der Große Brachvogel aber auch vermehrt auf Dauergrünlandflächen, die nicht in enger Benachbarung zu Hochmooren stehen. Hier bevorzugt er Mähwiesen. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in der Eider-Treene-Sorge-Niederung.

Bestand und Bestandsentwicklung
Der maximale Landesbestand lag 1980 bei ca. 400 Brutpaaren. Seitdem gehen die Bestände zurück. Gründe hierfür sind die Intensivierung der Bewirtschaftung des Hochmoorgrünlandes und/oder die Verbrachung ehemaliger Grünlandstandorte. Heute werden die Bestände auf ca. 220-250 Brutpaare geschätzt. In der Eider-Treene-Sorge Niederung brütet ungefähr ein Drittel des Gesamtbestandes (80 Brutpaare).

Gefährdung und Schutz
Die Bewirtschaftung der Grünlandflächen muss stärker an die Ansprüche des Großen Brachvogels angepasst werden. Bei der Renaturierung von Hochmooren sollten angrenzende Grünlandflächen stärker einbezogen werden, um die Nahrungsräume zu sichern. Die richtige Balance von Naturschutzmaßnahmen, wie Extensivierung der Nutzung und Wasserstandsanhebungen, Bewirtschaftung des Grünlandes und Hochmoorrenaturierung ist daher besonders wichtig. Wo es Vorkommen von Großem Brachvogel auf landwirtschaftlichen Nutzflächen gibt, ist eine enge Kooperation mit den Landwirten zum Schutz von Gelegen und Bruten sehr erfolgreich. Der Große Brachvogel wird aktuell auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins als gefährdet (Rote Liste 3) geführt.

Kiebitz

Vanellus vanellus

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Der Kiebitz besiedelt vornehmlich die Agrarlandschaft, wobei im Grünland deutlich höhere Bestände als im Ackerland erreicht werden. Er brütet bevorzugt auf feuchten Weiden und Wiesen, wo er ausreichend nach Nahrung stochern kann. Wichtig für den Kiebitz ist ein kurzrasiger Frühjahrsaspekt zur Ansiedlungsphase. Die Schwerpunkte der Verbreitung liegen in den Kögen der Westküste, den Nordseeinseln, auf Eiderstedt und in der Eider-Treene-Sorge-Niederung.

Bestand und Bestandsentwicklung
Der Kiebitz hat früher in für uns heute unvorstellbarer Zahl gebrütet. Er war einer der häufigsten Brutvögel des Landes. Insbesondere durch die veränderte Grünlandbewirtschaftung, die Entwässerung der Niederungen und die Umwandlung von Grünland in Acker sind die Bestände in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Dieser negative Trend ist im gesamten nordeuropäischen Verbreitungsgebiet gegeben. Die Bestände werden heute landesweit auf 10.000-11.000 Brutpaare geschätzt. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung brüten aktuell ca. 500 Paare.

Gefährdung und Schutz
Die Bewirtschaftung der Grünlandflächen muss stärker an die Ansprüche der Kiebitze angepasst werden. Die richtige Balance von Naturschutzmaßnahmen, wie Extensivierung der Nutzung und Wasserstandsanhebungen und Bewirtschaftung des Grünlandes ist daher besonders wichtig. Wo es Vorkommen von Kiebitzen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen gibt, ist eine enge Kooperation mit den Landwirten zum Schutz von Gelegen und Bruten sehr erfolgreich. Der Kiebitz wird aktuell auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins als gefährdet (Rote Liste 3) geführt.

Kranich

Grus grus

„Kruii-Kro“! Der durchdringend trompetende Ruf des Kranichs schallt durch die Vorfrühlingslandschaft – ein von Naturfreunden jedes Jahr wieder sehnsüchtig erwartetes Ereignis. Kraniche lassen sich bei uns am besten im wald- und moorreichen Herzogtum Lauenburg beobachten, wo die Brutpaardichte dieser Vögel besonders hoch ist. Erfreulicherweise ist der Kranich jedoch inzwischen auch in vielen anderen Gegenden von Schleswig-Holstein, wie den Mooren der Eider-Treene-Sorge-Niederung wieder zu Hause.

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Der Kranich brütet in feuchten Erlenbruchwäldern, in und an Mooren oder in Verlandungszonen von Seen, denn hier bietet der hohe Wasserstand einen ausreichenden Schutz vor Bodenfeinden. Während der Brutzeit leben die Vögel scheu und zurückgezogen. Zur Nahrungssuche ziehen die Familien gerne auf Feuchtgrünland. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in Schleswig-Holstein im Kreis Herzogtum Lauenburg. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich der Kranich von Lauenburg ausgehend in Richtung Nordwesten ausgebreitet und Moor- und Sumpflandschaften im Östlichen Hügelland und auf der Geest bis hin zur dänischen Grenze erobert.

Bestand und Bestandsentwicklung
Nach einem lang anhaltenden Rückgang brüteten in den 1960er Jahren nur noch sechs Paare im Südosten des Landes. Intensive Schutzmaßnahmen, wie Wiedervernässung von Mooren und Erlensümpfen führten zunächst zu einer Verdichtung des lokalen Bestandes und dann zu einer westwärts gerichteten Ausbreitung. 2006 brüteten über 250 Paare in Schleswig-Holstein; aktuell sind es rund 550 Brutpaare . Vor einigen Jahren wurde auch die Eider-Treene-Sorge-Niederung besiedelt. Mittlerweile brüten hier in den vernässten Mooren mindestens 22 Paare, Tendenz steigend.

Gefährdung und Schutz
Da der Kranich während der Brutzeit sehr störungsempfindlich ist, sollten die Brutplätze und Nahrungsreviere vor Störungen durch Erholungssuchende, aber auch durch Landwirtschaft, Forst und Jagd geschützt werden. Kranichfamilien sind auf Grünland angewiesen, weshalb im zunehmenden Umbruch von Grünlandstandorten eine Gefahr für die Art liegt. Zudem sind Kraniche durch Anflug an Freileitungen gefährdet, weshalb Leitungen in der Nähe von Kranichbrutorten abgebaut oder zumindest markiert werden sollten. Die Art ist zur Zeit nicht gefährdet.

Rohrweihe

Circus aeruginosus

Ein Greifvogel gaukelt in geringer Höhe über Röhrichtfelder, um sich dann plötzlich ins Schilf fallen zu lassen – das kann nur die Rohrweihe sein. Durch ihre V-förmig gehaltenen Flügel und den langen Schwanz ist sie sofort als Weihe zu erkennen. Das Weibchen leuchtet mit einer weithin sichtbaren gelblichen Kopfplatte, das buntere Männchen ist schokoladenbraun gefärbt mit grauen Flügeln und grauem Schwanz.

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Die Rohrweihe brütet vor allem in Schilfröhrichten, und zwar am liebsten in dichten Schilfbeständen auf sumpfigem Untergrund. Die Art ist verhältnismäßig anpassungsfähig und nimmt auch kleinere Schilfflächen als Bruthabitate an. Seit den 1970er Jahren haben Bruten in Ackerflächen zugenommen. Schwerpunkte der Verbreitung sind die Marschen Nordfrieslands, die zunehmend verschilfenden Speicherköge an der Westküste, die Eider-Treene-Sorge-Niederung sowie die gewässerreiche Jungmoränenlandschaft Ostholsteins.

Bestand und Bestandsentwicklung
Nach neuesten Erhebungen dürfte der Rohrweihenbestand bei 550 bis 600 Paaren liegen. Die Art wurde in früheren Zeiten erbittert verfolgt und bis 1970 gab es eine Jagdzeit vom1. August bis 31. März. Nachdem eine ganzjährige Schonzeit für Greifvögel eingeführt wurde, erholten sich die Bestände. Gegenüber 1980 hat sich der schleswig-holsteinische Brutbestand knapp verdreifacht. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung brüten ca. 30 Paare.

Gefährdung und Schutz
In Schilfgebieten mit Reetmahd sollten größere zusammenhängende Altschilfbestände ausgespart bleiben. Röhrichte an Seeufern sollten vor intensiver Freizeitnutzung, insbesondere Bootsverkehr, geschützt werden. Die Art ist zur Zeit nicht gefährdet.

Rotschenkel

Tringa totanus

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Der Verbreitungsschwerpunkt des Rotschenkels liegt im Westküstenbereich; eingeschlossen die nordfriesischen Inseln, die Halligen und Vorländer und Marschen bis zur Geest. Aber auch auf den Grünlandflächen der Eider-Treene-Sorge-Niederung und hier besonders an Grabenrändern, kommt diese Limikolenart noch vor, jedoch nur in geringen Dichten. Auch wenn die Region nicht zum Hauptverbreitungsgebiet des Rotschenkels zählt, so ist er mit seinem melodischen Geträller doch charakteristisch für die Brutvogelwelt des Feuchtgrünlandes

Bestand und Bestandsentwicklung
Nach starken Bestandseinbrüchen bis Ende der 80er Jahre, bedingt durch die Intensivierung der Grünlandnutzung, sind die Bestände an der Westküste wieder angestiegen auf ca. 5000 - 5500 Brutpaare. Verantwortlich hierfür war in erster Linie die Einstellung der Beweidung auf einem Teil der Salzwiesen. Im Binnenland sind die Bestände zurückgegangen (einige hundert Paare). Durchgeführte Vernässungs- und Extensivierungsmaßnahmen sowie reine Artenschutzmaßnahmen auf Marschböden in der Eider-Treene-Sorge-Niederung haben dazu geführt, dass die Bestände des Rotschenkels auf niedrigem Niveau konstant bleiben. Der aktuelle Bestand wird hier mit ca. 60 Brutpaaren angegeben.

Gefährdung und Schutz
Nutzungsintensivierung und Entwässerung haben das binnenländische Grünland als Lebensraum für den Rotschenkel weitgehend entwertet. Schutzmaßnahmen im Grünland haben dort Erfolge gebracht, wo die Flächen für Naturschutzzwecke erworben und die Wasserstände angehoben werden konnten und/oder wo Gelegeschutzmaßnahmen getroffen wurden.

Der Rotschenkel steht auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins auf der Vorwarnliste (Rote Liste V) geführt.

Schilfrohrsänger

Acrocephalus schoenobaenus

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Der Schilfrohrsänger ist eine typische Art der von Gräben durchzogenen Marschen und Marschseen im Westen des Landes und der ausgedehnten Flussniederungen. Im Osten ist er nur punktuell verbreitet. Er besiedelt nasse Röhrichte, Hochstaudenrieder, schilfbestandene Gräben und feuchte Verlandungszonen mit einzelnen Büschen als Singwarten für die Männchen und einer hohen Strukturvielfalt. Grenzlinien zwischen den einzelnen Lebensraumtypen und beweidetem Grünland werden bevorzugt.

Bestand und Bestandsentwicklung
Bis Mitte der 1990er Jahre wird der Bestand auf ca. 2000 Brutpaare geschätzt. Durch Nutzungsaufgabe und damit Verschilfung von Niederungen sind die Brutbestände des Schilfrohrsängers mittlerweile auf ca. 8000 - 10000 Paare angestiegen. Einzelne Gebiete in der Eider-Treene-Sorge-Niederung, wie z. B. die Lundener Niederung weisen alleine schon Dichten von mehr als 120 Brutpaaren des Schilfrohrsängers auf. Insgesamt werden die Bestände in der Eider-Treene-Sorge-Niederung auf 650-750 Brutpaare geschätzt

Gefährdung und Schutz
In der Umgebung wichtiger Brutplätze sollte durch gezieltes Weidemanagement die Strukturvielfalt erhalten bleiben bzw. verbessert werden. In manchen Niederungen könnten Wasserstandsanhebungen die Brutmöglichkeiten deutlich verbessern. Aufgrund der positiven Bestandsentwicklung und der Erschließung neuer Bruthabitate ist diese Art zurzeit nicht gefährdet.

Wachtelkönig

Crex crex

Obwohl die wenigsten bisher einen Wachtelkönig zu Gesicht bekommen haben, gehört er zu den präsentesten Vogelarten in den Medien – verzögerte doch ein Vorkommen der Vögel ein Bauprojekt in Hamburg. Wie viele andere Rallenarten lebt der Wachtelkönig scheu und zurückgezogen und verbirgt sich meist in der dichten Vegetation. Auffallend ist allein sein Ruf – ein durchdringendes, in stillen Nächten über mehrere Kilometer hörbares „crrex crrex“. Eine Nachtexkursion in eine Flussniederung mit dem Konzert einer ganzen „Rufgruppe“ des Wachtelkönigs ist ein unvergessliches Erlebnis.

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Überschwemmungswiesen in Flussniederungen, Niedermoorflächen, Verlandungszonen und Feuchtbrachen sind Lebensraum des Wachtelkönigs. Der Vogel bevorzugt feuchte oder staunasse Flächen, die allerdings während der Brutzeit nicht mehr unter Wasser stehen dürfen. Ein Teil der Vögel siedelt in Brachen und einzelne Rufer sind in Getreidefeldern nachgewiesen worden. Verbreitungsschwerpunkte des Wachtelkönigs in Schleswig- Holstein sind die Flussniederungen, insbesondere von Trave und Alster sowie von Eider, Treene und Sorge, wo die Art überwiegend extensiv genutztes Grünland besiedelt. Zudem kommen regelmäßig größere Rufgruppen in den unbeweideten Vorländern von Eider und Elbe sowie in den Sukzessionsbrachen im Beltringharder Koog vor.

Bestand und Bestandsentwicklung
Wachtelkönige können in manchen Jahren verstärkt auftreten, so wie zuletzt 2016. Ihre Bestände können jahrweise stark schwanken. Zwischen 1997 und 2003 lag der Landesbestand bei 200-500 Rufern. Seitdem weist diese Art Bestandsrückgänge auf. Heute wird der Landesbestand auf 70-120 Rufer geschätzt. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung liegt der Bestand zwischen 25 (2012) und 4 (2018) Rufern.

Gefährdung und Schutz
Durch Entwässerung und Nutzungsintensivierung sind weite Gebiete des Landes für den Wachtelkönig unbesiedelbar gemacht worden. Da in Zukunft mit steigendem Nutzungsdruck auf die gesamte Landschaft auch eine Abnahme von Brachflächen zu erwarten ist, sind Maßnahmen zur Kompensation dieses Verlustes an Lebensraum nötig. Zur Verbesserung der Situation des Wachtelkönigs und anderer Vögel offener Landschaften sind verschiedene Instrumente denkbar: Vertragsnaturschutz auf kleinen Niederungsflächen mit später Mahd nach dem 15. August, Flächenankauf für den Naturschutz mit anschließender extensiver Bewirtschaftung sowie mittelfristig die Umsetzung großflächiger Renaturierungsprojekte in Flussauen mit Wiederherstellung natürlicher Wasserregime der Flüsse. Der Wachtelkönig wird auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins als vom Aussterben bedroht (Rote Liste1) geführt.

Weißsterniges Blaukehlchen

Luscinia svevica cyanecula

Unauffällig und zurückgezogen lebt das Blaukehlchen in Röhrichten, Hochstauden-riedern und neuerdings auch an schilfbestandenen Marschgräben. Am ehesten fällt der Ruf auf: ein „Tschak“, das wie der Schlag einer Leine an eine Fahnenstange klingt. Der vor allem in der Dämmerung vorgetragene Gesang besteht aus langen Reihen schneller, hell klingelnder Töne mit vielen imitierten Stimmen anderer Vogelarten. In Schleswig-Holstein brütet die Unterart cyanecula, bei der ausgefärbte Männchen einen leuchtend weißen Kehlfleck auf ihrer blauen Kehle besitzen. Da sich das ehemals seltene Blaukehlchen erfreulicherweise gerade in Schleswig-Holstein ausbreitet, steht besonders im Westen des Landes die Chance gut, diese Art im geeigneten Lebensraum einmal zu beobachten.

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Das Blaukehlchen bevorzugt Nassstandorte mit direktem Zugang zu stehendem oder fließendem Wasser. Das Habitatspektrum umfasst Vorländer der Flussmündungen, Verlandungszonen von Binnengewässern, Eindeichungsflächen, von Gräben durchzogene Grünlandflächen, Hochstaudenfluren und Spülflächen. Zunehmend werden auch die schilfgesäumten Gräben in den ackerbaulich genutzten See- und Flussmarschen besiedelt. Die Verbreitungszentren des Blaukehlchens liegen im Westen Schleswig-Holsteins an der nordfriesischen und dithmarscher Festlandsküste, im Mündungsbereich der Elbe sowie in der Eider-Treene-Sorge-Niederung. Von dort breitet sich die Art immer weiter ins Binnenland aus. 

Bestand und Bestandsentwicklung
Um 1990 wurde der Landesbestand nur auf null bis fünf Reviere geschätzt. Etwa ab 1993 setzte in Schleswig-Holstein eine erkennbare Ausbreitung an der Unterelbe und entlang der Untereider ein, die seitdem unvermindert anhält. Mittlerweile  dürfte der Gesamtbestand etwa 2700-2900Paare betragen. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung brüten mindestens 300 Paare.

Gefährdung und Schutz
Im Binnenland sind die Nester des Blaukehlchens durch Grabenräumungen in der Brutzeit gefährdet, weshalb diese zu dieser Zeit unterlassen werden sollten. Aufgrund der positiven Bestandsentwicklung und der Erschließung neuer Bruthabitate ist diese Art zur Zeit nicht gefährdet.

Weißstorch

Ciconia ciconia

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Der Weißstorch sucht seine Nahrung auf möglichst feuchten und extensiv genutzten Wiesen und Weiden in offenen Landschaften und brütet an oder auf Gebäuden. Die Verbreitungsschwerpunkte in Schleswig-Holstein liegen in der Eider-Treene-Sorge-Niederung und im Südosten des Landes. Die Westküstenmarschen sind nur noch randlich mit Einzelpaaren besiedelt.

Bestand und Bestandsentwicklung
Über die Bestandsentwicklung beim Weißstorch liegen seit rund 100 Jahren genaue Zahlen vor. Brüteten 1907 in Schleswig-Holstein noch 2.670 Storchenpaare, waren es 1951 nur noch 814. Nach einer vorübergehenden Erholung bis 1958 gingen die Storchenbestände in den folgenden Jahrzehnten mit der anhaltenden Entwässerung von Feuchtgrünland weiter kontinuierlich zurück. Der bisherige Tiefstand wurde 2005 mit nur 170 Paaren erreicht. Mittlerweile hat sich der Landesbestand auf niedrigem Niveau stabilisiert, was teilweise auf die kontinuierliche Zuwanderung von Störchen aus den osteuropäischen Verbreitungszentren zurückzuführen ist (2019: 294 Horstpaare). In der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge brüteten im Jahr 2019 rund 60 Storchenpaare.

Gefährdung und Schutz
Entwässerung und Grünlandumbruch haben die Nahrungshabitate des Weißstorchs in weiten Teilen des Landes vernichtet oder entwertet. Zudem ist der Weißstorch durch Anflug an Stromleitungen und Windkraftanlagen und durch direkte Verfolgung in den Überwinterungsgebieten gefährdet. Um die Ernährungssituation zu verbessern, sollten extensiv genutzte und periodisch überschwemmte Grünlandflächen erhalten oder wiederhergestellt werden. Mittelspannungsleitungen sollten so weit wie möglich verkabelt und Hochspannungsleitungen gut markiert werden. Der Weißstorch wird auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins als stark gefährdet (Rote Liste 2) geführt.

Uferschnepfe

Limosa limosa

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein

Die Uferschnepfe besiedelt großflächige Marsch- und Niederungsgrünlandgebiete mit hohem Grundwasserstand und stocherfähigen Böden. Wichtig ist ein kurzrasiger Frühjahrsaspekt zur Ansiedlungsphase. Sie brütet bevorzugt auf feuchten Wiesen. Die Schwerpunkte der Verbreitung liegen in den Kögen der Westküste, den Nordseeinseln, auf Eiderstedt und in der Eider-Treene-Sorge-Niederung.

Bestand und Bestandsentwicklung
Noch um 1969 lag der Landesbestand bei ca. 2000 Brutpaaren. Die Bestände sind mittlerweile landesweit auf 950 Paare bedingt durch die veränderte Grünlandbewirtschaftung zurückgegangen. Dieser negative Trend ist im gesamten nordeuropäischen Verbreitungsgebiet gegeben. Die Entwicklung in den verschiedenen schleswig-holsteinischen Gebieten ist gegenläufig. In den binnenländischen Brutgebieten, auf Eiderstedt und im Unterelberaum sind die Bestände stark zurückgegangen, während sie in den Naturschutzkögen an der Westküste und im Vorland zugenommen haben. In der Eider-Treene-Sorge-Niederung brüten zur Zeit ca. 80 Paare.

Gefährdung und Schutz
Die Bewirtschaftung der Grünlandflächen muss stärker an die Ansprüche der Uferschnepfe angepasst werden. Die richtige Balance von Naturschutzmaßnahmen, wie Extensivierung der Nutzung und Wasserstandsanhebungen und Bewirtschaftung des Grünlandes ist daher besonders wichtig. Wo es noch Vorkommen von Uferschnepfen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen gibt, ist eine enge Kooperation mit den Landwirten zum Schutz von Gelegen und Bruten sehr erfolgreich. Die Uferschnepfe wird aktuell auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins als stark gefährdet (Rote Liste 2) geführt.

Zwergschwan

Cygnus bewickii

Der Zwergschwan ist etwas kleiner als der Singschwan, hat einen kürzeren Hals und einen weniger lang gezogenen Kopf, der gelbe Fleck am Schnabel ist trapezförmig und nicht länglich wie beim Singschwan. Jungvögel, die mit ihren Eltern ziehen, sind gräulich mit einem rosafarbenen Schnabelfleck. Der Zwergschwan brütet in der Tundra am Eismeer und nutzt für seinen Zug in die Überwinterungsgebiete in Westeuropa nur einen schmalen Zugkorridor entlang der südlichen Ostseeküste. In Schleswig-Holstein ist der Zwergschwan vor allem auf dem Heimzug im Spätwinter zu beobachten, wenn die Schwäne vor dem weiten Flug in die Brutheimat in Niederungsgebieten äsen, um Kraftreserven zu tanken.

Lebensraum und Verbreitung in Schleswig-Holstein
Der scheue Zwergschwan bevorzugt zur Nahrungssuche weite, wenig gestörte Grünlandniederungen mit einem größeren Rast- und Schlafgewässer in der Nähe. Hauptrastgebiete in Schleswig-Holstein sind die Eider-Treene-Sorge-Niederung mit bis zu 4.000 rastenden Zwergschwänen sowie angrenzende Gebiete am Nord-Ostsee-Kanal südwestlich Rendsburg und die Hörner Au und Fuhlenau-Niederung.

Bestand und Bestandsentwicklung
Im Jahr 2018 lagen die Rastbestandsmaxima bei einem landesweiten Bestand von 8.350 Vögeln. Seit Anfang der 1990er-Jahre haben die Rastbestände des Zwergschwans in Schleswig-Holstein deutlich zugenommen. Die in Nordwesteuropa überwinternde Zwergschwanpopulation umfasst gegenwärtig rund 18 000 Vögel. Der schleswig-holsteinische Maximalrastbestand entspricht gut 40 Prozent dieser Population. Damit kommt Schleswig-Holstein eine große Verantwortung für den Schutz des Zwergschwans zu. Die Rastbestandszunahme in Schleswig-Holstein verläuft gegen den Trend, denn in vielen anderen Überwinterungsgebieten nimmt die Art seit Ende der 1990er Jahre stark ab. Weltweit gesehen zählt der Zwergschwan mit insgesamt nur etwa 18 000 Brutpaaren zu den vergleichsweise seltenen Arten.

Gefährdung und Schutz
Die vom Zwergschwan genutzten Niederungen sollten vor einem großflächigen Grünlandumbruch geschützt werden. Die Nahrungsgebiete sind nur teilweise in die Schutzgebietskulisse einbezogen, wodurch auch Vergrämung und Abschuss zu einem Problem werden können. Während der Anwesenheit der Zwergschwäne sollten ungestörte Nahrungsflächen und Schlafplätze zur Verfügung stehen.

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